Ansprache des Alterspräsidenten Dr. Lothar Mundt (AfD) in der
konstituierenden Sitzung der BVV Tempelhof-Schöneberg am 27.
Oktober 2016
Verehrte Damen und Herren Bezirksverordnete, liebe Gäste.
Der römische Lustspieldichter Terenz läßt in seiner Komödie ‚Das Mädchen von Andros‘ eine seiner handelnden Personen sagen: „namque hoc tempore obsequium amicos, veritas odium parit“ – „Denn heutzutage schafft Anpassung Freunde, Wahrheit gebiert Haß“. Die überzeitliche Stichhaltigkeit dieses alten, zum geflügelten Wort gewordenen Spruches, ‚Veritas odium parit‘, daß nämlich das Aussprechen von Wahrheit den Mut voraussetzt, unter Umständen den Haß derer auf sich zu ziehen, deren Interessen die Offenbarung bestimmter Sachverhalte zuwiderläuft, wird zweifellos schon jedem von uns, der wachen Geistes das gesellschaftliche und politische Leben beobachtet, einsichtig geworden sein.
Das Streben nach Wahrheit und deren uneingeschränkte Kundgabe setzt, im politischen, gesellschaftlichen, kulturellen wie wissenschaftlichen Leben, Freiheit voraus, und Freiheit wiederum, soll sie nicht in Anarchie und Chaos münden, bedarf der Gerechtigkeit und einer an ihr orientierten Ordnung. Diese Dreiheit von Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit, deren Zusammenspiel jede wirklich demokratische Gesellschaft auszeichnet, ist mit den entsprechenden lateinischen Begriffen, Veritas, Iustititia, Libertas, in das Emblem der Freien Universität Berlin eingegangen, an der ich studiert habe, in deren Diensten ich zwanzig Jahre als Literaturwissenschaftler stand und der ich heute noch als freier Mitarbeiter verbunden bin. Dieses wunderbare Emblem der Freien Universität, entworfen zum Tag ihrer Gründung im Dezember 1948 von dem Kunsthistoriker Edwin Redslob, war bekanntlich die Antwort auf die Bolschewisierung der alten Friedrich-Wilhelms-Universität unter dem totalitären Regime der damaligen Sowjetischen Besatzungszone, die zur Gründung der Freien Universität durch die Initiative freiheitsbewußter Studenten geführt hatte.
Die aus diesem Freiheitsimpetus hervorgegangene Universität wurde seinerzeit für alle Welt zu einem Sinnbild der Überzeugungskraft und Vitalität freier wissenschaftlicher
Verehrte Damen und Herren Bezirksverordnete, liebe Gäste.
Der römische Lustspieldichter Terenz läßt in seiner Komödie ‚Das Mädchen von Andros‘ eine seiner handelnden Personen sagen: „namque hoc tempore obsequium amicos, veritas odium parit“ – „Denn heutzutage schafft Anpassung Freunde, Wahrheit gebiert Haß“. Die überzeitliche Stichhaltigkeit dieses alten, zum geflügelten Wort gewordenen Spruches, ‚Veritas odium parit‘, daß nämlich das Aussprechen von Wahrheit den Mut voraussetzt, unter Umständen den Haß derer auf sich zu ziehen, deren Interessen die Offenbarung bestimmter Sachverhalte zuwiderläuft, wird zweifellos schon jedem von uns, der wachen Geistes das gesellschaftliche und politische Leben beobachtet, einsichtig geworden sein.
Das Streben nach Wahrheit und deren uneingeschränkte Kundgabe setzt, im politischen, gesellschaftlichen, kulturellen wie wissenschaftlichen Leben, Freiheit voraus, und Freiheit wiederum, soll sie nicht in Anarchie und Chaos münden, bedarf der Gerechtigkeit und einer an ihr orientierten Ordnung. Diese Dreiheit von Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit, deren Zusammenspiel jede wirklich demokratische Gesellschaft auszeichnet, ist mit den entsprechenden lateinischen Begriffen, Veritas, Iustititia, Libertas, in das Emblem der Freien Universität Berlin eingegangen, an der ich studiert habe, in deren Diensten ich zwanzig Jahre als Literaturwissenschaftler stand und der ich heute noch als freier Mitarbeiter verbunden bin. Dieses wunderbare Emblem der Freien Universität, entworfen zum Tag ihrer Gründung im Dezember 1948 von dem Kunsthistoriker Edwin Redslob, war bekanntlich die Antwort auf die Bolschewisierung der alten Friedrich-Wilhelms-Universität unter dem totalitären Regime der damaligen Sowjetischen Besatzungszone, die zur Gründung der Freien Universität durch die Initiative freiheitsbewußter Studenten geführt hatte.
Die aus diesem Freiheitsimpetus hervorgegangene Universität wurde seinerzeit für alle Welt zu einem Sinnbild der Überzeugungskraft und Vitalität freier wissenschaftlicher
Entfaltung innerhalb des von einer kommunistischen Diktatur eingeschlossenen West-
Berlin. Grundlage dessen bildete, abgesehen natürlich von der Präsenz der westlichen
Besatzungsmächte, der ungebrochene Wille der West-Berliner Bürger zur Erhaltung
ihrer freien Lebenswelt. Sinnbildlich für diesen politischen Willen stehen gerade die
beiden heute eine Verwaltungseinheit bildenden Bezirke, die wir in den nächsten fünf
Jahren zu vertreten und zu verwalten haben: Schöneberg mit diesem Rathaus als Sitz
der West-Berliner Regierung, mit der Freiheitsglocke im Rathausturm und mit dem
alten Gebäude des RIAS, einer Rundfunkanstalt, die noch den Anspruch erheben
durfte, "eine freie Stimme der freien Welt" zu sein, und schließlich Tempelhof mit
seinem Flughafen, über den 1948 die Luftbrücke organisiert wurde, um West-Berlin
vor der Eingliederung in den sowjetischen Herrschaftsbereich zu bewahren.
Zwar ist das seinerzeit unsere freie Lebenswelt bedrohende totalitäre Herrschaftssystem gleichzeitig mit dem Fall der Berliner Mauer kläglich zusammengebrochen. Jedoch sehen wir die dadurch für ganz Deutschland errungene Freiheit schon seit geraumer Zeit auf ganz andere Weise aufs neue gefährdet: nämlich durch die sich innerhalb unseres wenigstens formal noch intakten demokratischen Systems entwickelnde, das freie Denken und die freie Rede einengende und regulierende Meinungs- und Gesinnungsdiktatur der sogenannten politischen Korrektheit, mit der Auffassungen und Einstellungen, die früher ganz selbstverständlicher Ausdruck bürgerlichen Lebens und Denkens waren, unter den Verdacht des politischen Extremismus gestellt und bei ihrer öffentlichen Kundgabe nicht selten mit physischer Gewalt bedroht werden. Mit den Ergebnissen der diesjährigen Wahlen in mehreren Bundesländern einschließlich Berlins haben diese freiheits- und demokratiefeindlichen Bestrebungen, eine ideologische Gleichschaltung herbeizuführen, einen deutlichen Dämpfer erfahren – und das keineswegs nur in dem Sinne, daß damit eine neue, derartige Bestrebungen energisch bekämpfende Partei in die Parlamente eingezogen ist. Ich wünschte mir sehr, daß damit ein Prozeß politischer Besinnung eingeleitet wird, in dessen Folge an die Stelle demokratie- und pluralismusgefährdender politischer Intoleranz und politischen Hasses die Bereitschaft zum freien, demokratisch fairen Wettbewerb unter den miteinander konkurrierenden Parteien tritt, auch in diesem Hause, so daß wir, um ein in die Freiheitsglocke geprägtes berühmtes Wort Abraham Lincolns zu zitieren, auch in unserer kleinen Welt von Tempelhof-Schöneberg „shall have a new birth of freedom“.
Zwar ist das seinerzeit unsere freie Lebenswelt bedrohende totalitäre Herrschaftssystem gleichzeitig mit dem Fall der Berliner Mauer kläglich zusammengebrochen. Jedoch sehen wir die dadurch für ganz Deutschland errungene Freiheit schon seit geraumer Zeit auf ganz andere Weise aufs neue gefährdet: nämlich durch die sich innerhalb unseres wenigstens formal noch intakten demokratischen Systems entwickelnde, das freie Denken und die freie Rede einengende und regulierende Meinungs- und Gesinnungsdiktatur der sogenannten politischen Korrektheit, mit der Auffassungen und Einstellungen, die früher ganz selbstverständlicher Ausdruck bürgerlichen Lebens und Denkens waren, unter den Verdacht des politischen Extremismus gestellt und bei ihrer öffentlichen Kundgabe nicht selten mit physischer Gewalt bedroht werden. Mit den Ergebnissen der diesjährigen Wahlen in mehreren Bundesländern einschließlich Berlins haben diese freiheits- und demokratiefeindlichen Bestrebungen, eine ideologische Gleichschaltung herbeizuführen, einen deutlichen Dämpfer erfahren – und das keineswegs nur in dem Sinne, daß damit eine neue, derartige Bestrebungen energisch bekämpfende Partei in die Parlamente eingezogen ist. Ich wünschte mir sehr, daß damit ein Prozeß politischer Besinnung eingeleitet wird, in dessen Folge an die Stelle demokratie- und pluralismusgefährdender politischer Intoleranz und politischen Hasses die Bereitschaft zum freien, demokratisch fairen Wettbewerb unter den miteinander konkurrierenden Parteien tritt, auch in diesem Hause, so daß wir, um ein in die Freiheitsglocke geprägtes berühmtes Wort Abraham Lincolns zu zitieren, auch in unserer kleinen Welt von Tempelhof-Schöneberg „shall have a new birth of freedom“.